Axel Paul / Alejandro Pelfini / Boike Rehbein (Hg.)
Sachbuch. Springer VS Verlag, Wiesbaden 2011, 462 Seiten, EUR 59,95
Beim Buch „Globalisierung Süd“ handelte es sich ursprünglich um ein Sonderheft der Fachzeitschrift für Sozialwissenschaft „Leviathan“. Wie schon aus dem Titel erkennbar, enthält es Beiträge zum Thema Globalisierung aus der Perspektive des so genannten globalen Südens, die aus Sicht der HerausgeberInnen eine vollkommen andere ist als die des „Nordens“.
Bedauerlicherweise ist der hier vorgestellte Süden – wenn auch bewusst – auf einige Staaten Subsahara-Afrikas, Südostasiens und Lateinamerikas eingeschränkt, arabische Staaten kommen gar nicht vor.
Ausgehend von der These, dass die bereits vorhandenen sozialwissenschaftlichen Theorien oft nicht zum besseren Verständnis von Gesellschaften des globalen Südens geeignet sind, vertreten die AutorInnen die Meinung, dass die Staaten des globalen Südens selbst Ausgangsbasis neuer sozialwissenschaftlicher Theoriebildung werden sollten. Ihr Ziel ist es dabei einerseits, den teilweise sehr selbstverständlichen Umgang mit bestehenden westlichen Theorie- und Forschungskonzepten zu hinterfragen, andererseits ein neues Verständnis von Moderne und Globalisierung zu entwickeln.
Anhand von Länderstudien werden ethnozentrische Pauschalurteile ebenso aufgezeigt wie die oftmalige Unzulänglichkeit etablierter westlicher soziologischer Erklärungen. Die Richtung des Buches gibt schließlich der Artikel von Boike Rehbein vor. Angesichts des momentanen Aufstiegs des globalen Südens ist der Eurozentrismus der klassischen Sozialwissenschaften aus seiner Sicht offenkundig verfehlt und er plädiert deshalb dafür – ausgehend von der Kritischen Theorie –, ein neues Theoriegebäude zu entwerfen.
Während das Buch ohne entsprechende Vorkenntnisse eher schwer zugänglich ist, stellt es für sozialwissenschaftlich und (entwicklungs-)politisch Interessierte ein sehr empfehlenswertes Werk dar, welches die Chance bietet, sein eigenes „Wissen“ und Denken in Bezug auf den globalen Süden einmal gründlich in Frage zu stellen. Kleinere und größere Aha-Erlebnisse beim Lesen können nicht ausgeschlossen werden.
Bettina Akremi
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